Christian Morgenstern, Barbarossa

 
  Als Kaiser Rotbart lobesam
  ins Heilge Land gezogen kam
  mußte er mit seinem frommen Heer
  durch ein Gebirge, wüst und leer.
  Daselbst erhob sich große Not,
  viel Steine gabs und wenig Brot.

  Da war ein Herr aus Schwabenland,
  von kräftgen Wuchs und starker Hand,
  sein Pferdlein ward so arm und schwach
  er zog es nur am Zaume nach.
  So blieb er alsbald ein gutes Stück
  hinter dem Heereszug zurück.

  Da sprengten auf einmal in die Quer
  40 Türkische Reiter daher,
  sie huben an auf ihn zu schießen
  auf ihn zu werfen mit den Spießen.
  Der wackre Schwabe forcht sich nit
  Geht seines Weges, Schritt für Schritt,
  bis einem dem die Zeit zu lang,
  den krummen Säbel auf ihn schwang.
  Da wallt dem Schwaben auch das Blut,
  er trifft des Türken Kopf so gut,
  haut ihn durch in zwei stücken
  und tief noch in des Pferdes Rücken.
  Zur Rechten sieht man wie zur Linken
  Einen halben Türken hinunter sinken.
  Da Pakt die anderen kalter Graus
  und reiten in alle Welt hinaus.

  Drauf kam des Wegs eine Christenschaar
die auch zurück geblieben war.
Die sahen nun mit gutem Bedacht',
was Arbeit unser Held gemacht.
Von denen hat's der Kaiser vernommen,
der ließ den Schwaben zu sich kommen:
"Sag an! mein Ritterwert,
wer hat dich solch' Streich gelehrt?"
Der Schwab' bedacht sich nicht so lang':
"Die Streiche sind bei uns im Schwang',
sie sind bekannt im ganzen Reiche.
Man nennt sie halt nur Schwabenstreiche!!!!"
 
 
 

Vielen Dank an Mathias Rempel von Brasilien,
der uns aus fernem Lande die letzten Worte zusand.
Leider haben unsere Boten ihn nicht erreichen können.